In Bangladesch werden viele Christen am Arbeitsplatz verfolgt. Die Wahl zwischen Kündigung und dem Tragen des Hidschabs ist oftmals eine schwierige Entscheidung.
Christen in Bangladesch werden an ihrem Arbeitsplatz häufig diskriminiert. Manchmal sind sie sogar gezwungen, entweder zu kündigen oder sich an muslimische Bräuche zu halten, um ihre Stelle zu behalten. Diese Entscheidung ist besonders schwierig, wenn der Arbeitsplatz die einzige Möglichkeit für eine ganze Familie ist, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten: Es besteht die Gefahr, dass sie als Christen mehr Armut ausgesetzt sind als der Rest der Bevölkerung. Hier einige aktuelle Beispiele....
Gezwungen, am Sonntag zu arbeiten
Supti arbeitete in einer grossen Fast-Food-Kette. Sie wollte am Sonntagmorgen für eine Stunde von der Arbeit freigestellt werden, um in den Gottesdienst zu gehen. Nur: In Bangladesch ist der Sonntag kein Feiertag! Er ist ein normaler Tag, an dem gearbeitet wird, genauso wie beispielsweise der Montag: Das Wochenende dauert von Freitag bis und mit Samstag. Und als Supti ihren Vorgesetzten darum bat, lehnte dieser ab. Es machte sich sogar einen Spass daraus, sie jeden Sonntagvormittag mitten im Hochbetrieb arbeiten zu lassen... So hatte sie überhaupt keine Zeit zu fehlen. Im Vergleich dazu haben ihre muslimischen Kollegen keinerlei Probleme dabei, sich von ihrem Arbeitsplatz zu entfernen, um ihre fünf Gebete am Tag zu verrichten.
Hidschab und langer Bart sind Pflicht
Supti wurde sogar gezwungen, an ihrem Arbeitsplatz den Hidschab (islamisches Kopftuch) zu tragen. Sie weigerte sich, kündigte ihren Job und gab damit ihre einzige Einkommensquelle auf. Mitali (Deckname) entschied sich gegen ihren Willen für das Gegenteil: Die Bankangestellte trägt seit Jahren einen Hidschab bei der Arbeit, obwohl sie keine Muslima ist. Sie kann es sich jedoch nicht leisten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Subol arbeitet ebenfalls in einer Bank und muss sich ebenfalls wie ein Muslim kleiden, wenn er nicht entlassen werden will. Seine Arbeitgeber zwingen ihn, einen langen Bart zu tragen, was völlig gegen seinen Willen und seine Überzeugungen ist. Doch vorerst findet er sich damit ab...
In seinem Laden beschimpft und geschlagen
Man könnte meinen, dass es für diese diskriminierten Christen eine Lösung wäre, Unternehmer oder Handwerker zu sein. Doch das ist nicht der Fall. Golam zum Beispiel ist 2016 zum Christentum konvertiert. Er besitzt einen eigenen Laden, in dem er Kleidung und Schuhe verkauft. Damit versorgt er seine sechsköpfige Familie. Und das schon seit 30 Jahren. Doch seit seiner Konversion vor acht Jahren wird er von seinen muslimischen Nachbarn und Kollegen immer wieder schikaniert. Vor Kurzem kamen sie in seinen Laden, um ihn zu beleidigen und zu schlagen, und drohten ihm:
Wenn du dein Geschäft während des Gebets nicht schliesst und nicht in die Moschee kommst, um zu beten, werden wir dich vom Markt vertreiben.
Golam
Ein Ausschluss vom Markt würde bedeuten, dass Golam seine einzige Einnahmequelle verliert. Im Moment bleibt er standhaft, aber die Lage ist extrem angespannt.
Einer christlichen NGO beitreten?
Was bleibt den Christen in Bangladesch also übrig, um nicht am Arbeitsplatz verfolgt zu werden? Wie Golam wurde auch Tanvir (Deckname) von dem Moment an, als er zum Christentum konvertierte, schikaniert. Im Gegensatz zu Golam ist er angestellt. Und sein Chef tat alles, um ihn zur Kündigung zu drängen, da er ihn nicht ohne triftigen Grund entlassen konnte. Tanvir gab schliesslich nach und kündigte. Heute arbeitet er jedoch für eine christliche Vereinigung, wo er sicher ist und mit Respekt behandelt wird. Bleibt diesen Christen, die am Arbeitsplatz schikaniert werden, also nur die Möglichkeit, sich einem christlichen Unternehmen oder einer westlichen NGO anzuschliessen?