Mindestens 13 Christen wurden im vergangenen Monat im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh unter dem Vorwurf von Bekehrungsaktivitäten festgenommen, nachdem der Oberste Gerichtshof entschieden hatte, dass religiöse Bekehrung verfassungswidrig ist.
Bei den jüngsten Verhaftungen am 23. Juni handelt es sich um zwei Pastoren aus zwei Bezirken. Zuvor waren zwischen dem 7. und 19. Juni mindestens 12 weitere Christen im ganzen Bundesstaat verhaftet worden, die meisten von ihnen bei häuslichen Gebetstreffen, nachdem sie von Dorfbewohnern bei der Polizei angezeigt worden waren
Religionswechsel für indische Staatsbürger nicht erlaubt
Unterdessen entschied das Oberste Gericht von Allahabad in Uttar Pradesh in einem Kautionsverfahren gegen einen Mann, der angeblich einen psychisch kranken Mann zu einer christlichen Versammlung mitgenommen hatte, der anschliessend nicht nach Hause zurückgekehrt war. Das Gericht befand, dass an der religiösen Veranstaltung Konversionen stattgefunden hatten und dass «die Mehrheitsbevölkerung des Landes eines Tages in der Minderheit sein würde, wenn dieser Prozess zugelassen würde.» «Solche religiösen Versammlungen, bei denen Konversionen stattfinden und die Religion von Bürgern Indiens gewechselt wird, sollten sofort eingestellt werden», so das Gericht.
Uttar Pradesh ist einer der 11 indischen Bundesstaaten mit einem Anti-Konversionsgesetz, das jeden Versuch verbietet, jemanden durch falsche Darstellung, Gewalt, unzulässige Beeinflussung, Nötigung, Verlockung oder betrügerische Mittel zum Übertritt zu einer anderen Religion (als dem Hinduismus) zu zwingen. Das Gesetz sieht vor, dass nur die Person, die zum Übertritt gezwungen wurde, oder ein Blutsverwandter von ihr eine Anzeige bei der Polizei erstatten kann. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die meisten Polizeimeldungen auf Beschwerden von Hindutva-Gruppen beruhen, die sich gegen Christen richten.
Nach Angaben der Christen vor Ort und der Partner von Open Doors ist die Zunahme der Verhaftungen darauf zurückzuführen, dass die regierende Bharatiya Janata Party bei den jüngsten Wahlen deutlich an Boden verloren hat, was sowohl die Partei als auch radikale Hindu-Gruppen nicht erwartet hatten. «Dies hat zu vermehrten Gräueltaten gegen Christen und andere religiöse Minderheiten geführt», so ein Partner.
«Die Anti-Konversionsgesetze werden missbraucht und Christen unter falschen Anschuldigungen verhaftet.»
Partner von Open Doors
In den letzten Jahren wurden in mindestens 10 weiteren indischen Bundesstaaten Anti-Konversionsgesetze erlassen, die von ihren Befürwortern dazu benutzt wurden, persönliche Rechnungen zu begleichen und eine hindu-nationalistische Agenda zu fördern.
Rajasthan könnte der 12. Bundesstaat werden, da die Regierung angekündigt hat, ein Anti-Konversionsgesetz einführen zu wollen. Lokale Quellen berichten Open Doors, dass mit dem BJP- Vorsitzenden Bhajan Lal Sharma als Chief Minister des Bundesstaates das Gesetz bald umgesetzt werden könnte.
Stammes-Christen in Chhattisgarh unter Druck
Unterdessen gingen Stammes-Christen im Bundesstaat Chhattisgarh am 24. Juni auf die Strasse, um gegen gewalttätige Übergriffe militanter Hindu-Gruppen zu protestieren. Sie protestierten schweigend und trugen Plakate mit der Aufschrift «Wir dulden keine Beleidigungen im Namen der Religion» und «Stoppt die Gewalt gegen Christen».
In Chhattisgarh gibt es eine beachtliche Gemeinschaft von Stammes-Christen, die etwa 30 % der Bevölkerung ausmachen, und die von hindu-nationalistischen Gruppen unter Druck gesetzt werden, wieder zum Hinduismus zu konvertieren.
Im Februar kündigte die Regierung des Bundesstaates ihre Absicht an, das Anti-Konversionsgesetz zu verschärfen.
Mehrere Hundert christliche Stammesangehörige wurden im Dezember 2022 nach einer
Reihe von gewaltsamen Angriffen auf ihre Dörfer aus ihren Häusern vertrieben.