Im Norden Kameruns ist das Überleben für Christen aufgrund von Terrorismus und Entführungen ein täglicher Kampf. Viele suchen Zuflucht in den Bergen oder sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Doch trotz der schwierigen Umstände halten sie treu an Jesus fest.
Im Hohen Norden Kameruns liegt ein Dorf noch im morgendlichen Dämmerlicht. Runde Lehmhäuser mit Strohdächern stehen dicht beieinander, Ziegen und Hühner laufen frei herum. Es sieht friedlich aus – aber nachts breitet sich Angst aus.
«Sie kamen und griffen an»
Pastor Hamza* führt ein Team von Open Doors durch das Dorf. «Ich bin vor zwei Jahren umgezogen», sagt er. Warum? «Sie kamen, sie griffen an. Sie töteten. Sie brannten die Kirchen nieder. Sieben Menschen starben bei dem Brand.»
«Sie» sind Boko Haram, eine islamistische Terrorgruppe. Sie sind zwar für ihre Angriffe in Nigeria bekannt, aber nur wenige wissen, dass sie auch im Hohen Norden Kameruns aktiv sind.
«Sie riefen ‹Allahu Akbar!› und griffen das ganze Dorf an. Wer weglief, wurde erschossen. Wer gefangen wurde, dem wurde die Kehle durchgeschnitten.»
Die Angriffe finden nachts statt. Am Morgen ist Boko Haram verschwunden. Die Regierung rät den Menschen, das Dorf zu verlassen, aber als Subsistenzbauern können sie ihr Land nicht einfach aufgeben. «Sie hatten ihre Ernte bereits ausgesät», erklärt Hamza.
Flucht in die Berge
Die Vertriebenenlager sind überfüllt, Lebensmittel sind knapp und viele Dorfbewohner entscheiden sich dafür, stattdessen in den Bergen zu schlafen. Aber auch Boko Haram hat dort seine Lager, sodass die Dorfbewohner jede Nacht in Gebiete fliehen, die sie für sicher halten.
Nach 8 Uhr morgens kehren sie zurück. «Sie plündern nicht jede Nacht», sagt Hamza, «aber man weiss nie, wann sie kommen.»
Tagsüber herrscht eine gewisse Erleichterung. Aber am späten Nachmittag macht sich Unruhe breit. «Um 15 Uhr fragt sich jeder: ‹Bin ich heute Abend auch dran?› Viele sterben in den Bergen – Hunger, Stress, Bluthochdruck. Ich würde sagen, 80 % können nicht mehr klar denken.»
Geknickt, aber nicht gebrochen
Das Überleben ist ein täglicher Kampf. Die Ernten sind knapp, Hilfsgüter werden oft geplündert. Viele haben die Hoffnung verloren. «Sie sagen: ‹Wenn sie uns töten, gut. Wenn nicht, auch gut.›» Hamza weigert sich, sie im Stich zu lassen. «Deshalb bin ich zurückgekehrt – um Gottes Wort weiterzugeben. Wenigstens leiden wir gemeinsam.»
Wenn sie keine Hoffnung haben, wo ist dann die Widerstandskraft? Diese Christen haben keine Hoffnung, dass menschliches Eingreifen ihre Situation verbessern wird. In vielerlei Hinsicht fühlen sie sich von ihrem Land und der internationalen Gemeinschaft vergessen. Ihre Hoffnung und ihr Glaube ruhen allein auf Gott. Allein die Tatsache, dass sie Tag für Tag weitermachen, ist ein Akt des Trotzes gegen Boko Haram und den Feind, der sie vernichten will. Sie hätten schon vor langer Zeit beschliessen können, zum Islam zu konvertieren, oder in ihrem Dorf zu bleiben und getötet zu werden. Doch sie halten an Jesus fest – und bleiben treu bis zum Ende.
Auf die Frage, wofür wir beten können, antwortet Hamza: «Betet für Glauben. Der Glaube vieler Menschen ist geschwächt. Betet, dass sie ausharren und dass wir die Kraft haben, das Leid zu ertragen.»
Beten wir:
- für die Christen im Nordosten Kameruns, die unter der ständigen Bedrohung von Boko Haram leben. Möge Gott ihnen Schutz und die nötige Kraft geben, ihren Glauben standhaft zu bewahren.
- für Pastor Hamza und die Dorfgemeinschaften, die täglich vor der Wahl stehen, in Angst zu leben oder ihr Dorf zu verlassen. Möge Gott sie mit Hoffnung und Frieden erfüllen.
- für die Menschen in den Flüchtlingslagern, die unter Hunger und extremen Lebensbedingungen leiden. Möge Gott für sie sorgen und ihnen Trost bringen.