Seit April 2022 ist in Nicaragua ein neues Gesetz in Kraft, das den Status der Kirchen regelt. Es hat dazu geführt, dass über 300 Kirchen die rechtliche Anerkennung verweigert wurde. Die Kirche von Pastor Pablo* in Managua war dabei keine Ausnahme.
Pablo stammt aus einer sehr armen Familie. So wollten er und seine Geschwister schon immer studieren, um dazu beitragen zu können, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Eines Tages kam die Armee in seine Schule, um junge Schüler anzuwerben, und so wurde Pablo als aktives Mitglied des Patriotischen Militärdienstes (SMS) ausgewählt, einer Gruppe, die gegründet wurde, um gegen die damalige Guerilla zu kämpfen.
Während des Kriegs, der sein Land während der nicaraguanischen Revolution heimsuchte, hörte er viele Leute über Jesus reden. Während der Ruhezeiten in den Zelten sprachen die Soldaten von einem Gott, der sich um sie kümmerte, und das faszinierte ihn. Also fragte er seinen Bataillonskameraden Saul, der ihm das Evangelium erklärte und mit ihm betete, um Jesus in sein Herz aufzunehmen.
Die Armee verlassen, um Gott zu dienen
Der Anblick von so viel Tod, Chaos und Gewalt hatte ihn innerlich tief getroffen. Pablo beschloss daher, die Armee zu verlassen. Bei einem Fluchtversuch wurde er gefangen genommen und gezwungen, für die Regierung zu arbeiten.
«Ich habe während der Wahlperioden die Wahllokale betreut. 1995 hat Gott mir ein Geschenk gemacht, nämlich meine Frau. Sie hat mich gelehrt, Gottes Wege besser zu verstehen. Daraufhin beschloss ich, nicht mehr der Regierung, sondern Gott zu dienen als Pastor», erklärt Pablo.
Die Entscheidung, den patriotischen Dienst zu verlassen, hatte Folgen, die sich bis heute auf Pablo und seine Familie auswirken.
Deserteur und Illegaler
In Nicaragua ist es nicht möglich, aus der Armee auszutreten. Jeder, der sich weigert, dieser Verpflichtung nachzukommen, kann als Deserteur betrachtet werden.
Zudem ist es für Pastor Pablo unmöglich geworden, seine Kinder in der Schule anzumelden, damit sie ihre Schulbildung fortsetzen können. Auch seine Frau sah ihre Arbeitsmöglichkeiten schwinden. Schliesslich weigerte sich die Regierung, der Kirche, die er im Jahr 2000 gegründet hatte, einen legalen Status zu verleihen. Nachdem sie mehrmals versucht hatten, alle erforderlichen Dokumente vorzulegen, kann die Kirche vor dem Gesetz nicht weiter bestehen.
Angesichts dieser Hürden setzten sich der Pastor und die Gemeindemitglieder zusammen: «Wir haben mit der Gemeinde gesprochen, die etwa 31 Mitglieder hat, und wir haben beschlossen, uns vorerst zu Hause zu versammeln.»
Mit zunehmendem Druck fertig werden
Seit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes im Jahr 2022 leiden viele Kirchen im Land unter dieser Situation, da die Regierung Ortega anhaltenden Druck auf Kirchenvertreter ausübt, die nicht mit ihrer Regierung einverstanden sind. Sie werden Opfer von Kirchenschliessungen und Enteignungen.
Die Lage in Nicaragua hat sich rapide verschlechtert und das Land ist von Platz 50 auf
Platz 30 des Weltverfolgungsindex aufgestiegen. Um dem entgegenzuwirken, nahmen 2023 mehr als 446 Pastoren und Leiter, darunter auch Pablo, an Schulungen von Open Doors-Partnern teil. In diesen Schulungen lernten sie, neue Lehrmethoden anzuwenden, die Handlungsfähigkeit ihrer Gemeindemitglieder zu stärken und sich an ein Umfeld anzupassen, in dem die religiöse Verfolgung immer mehr zunimmt.
Beten wir:
- Dass der Herr die Kraft von Pastor Pablo, seiner Familie und seiner Kirche erneuert.
- Dass die Gemeindeleiter im Land angesichts des zunehmenden Drucks der Regierung Mut und Weisheit an den Tag legen.
- Dass sich die Wirkung der Kurse, die unsere Partner den lokalen Leitern anbieten, vervielfacht.