Ein Jahr nach den Anschlägen in Jaranwala versuchen die Christen immer noch, ihr Leben wieder aufzubauen, nachdem die Kirchen von mehr als 10'000 Gläubigen niedergebrannt, ihre Häuser zerstört, verwüstet und geplündert wurden. Wir waren bei den Betroffenen, um ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind und dass der Leib Christi ihnen im Gebet beisteht.
Der Lärm der Ausschreitungen hallt noch in den Köpfen der Christen in Jaranwala nach. Der Anblick von verbrannten Bibeln und der Geruch von angesengten Haushaltsgegenständen bleiben ihnen im Gedächtnis haften. Gläubige wie Aleena* und ihr Mann Hameed* verarbeiten noch immer dieses traumatische Erlebnis.
Es ist ein Jahr her, aber Aleena erinnert sich an alles, als wäre es gestern gewesen.
«Es war früh am Morgen, als es anfing. Ich spürte ein lautes Poltern an der Tür. Damals wartete ich nur darauf, dass sich mein Baby auf dem Weg machte. Ich war also verwirrt. Aber bald wusste ich, dass wir gewarnt wurden, zu fliehen. Ich weckte meine Schwiegermutter, sagte meinem Bruder, er solle Hilfe holen, da sie betagt war, und dann nahm ich die Hand meiner Schwester und ein paar grosse Tücher. Wir rannten in die Morgendämmerung. Wir waren stundenlang in den Zuckerrohrfeldern unterwegs. Am nächsten Tag war alles weg - all unsere Bibeln, unsere Kreuze, unsere Kirchen, unsere Häuser, unsere Geschäfte, unsere Schulen und Gebetsräume. Alles weg», erinnert sich Aleena.
Sie sagt: «Manchmal liege ich stundenlang wach. An diesem Tag war mein Mann in einem christlichen Lager. Er war nicht hier. Er hat die Angriffe nicht gesehen. Er hat nur von uns davon gehört und die Verwüstung gesehen. Bis heute kann selbst er nicht gut schlafen. Manchmal hält er unseren Sohn so eng und fest, dass ich Angst habe, er könnte das Baby ersticken.»
Aleena war schwanger und stand kurz vor der Entbindung, als die Unruhen ausbrachen. Ein Jahr später setzte sich einer unserer Partner mit ihr zusammen, um zu erfahren, wie es ihr und ihrem Mann seit dem Vorfall ergangen ist.
Die Verfolgten ausrüsten
«Ich weiss nicht mehr. Alles ist verloren. Freunde haben uns verlassen, es gibt Überfälle in unseren Gemeinden, wir wissen nicht, wem wir vertrauen können, und diejenigen, denen wir vertrauen sollten, sind jetzt gefährlich für uns. Doch ihr seid unsere Freunde gewesen», sagt Aleena.
Open Doors unterstützt Christen in Pakistan durch ein landesweites Netzwerk von Gläubigen auf vielfältige Weise, unter anderem durch Nothilfe, medizinische Unterstützung sowie Alphabetisierung, Berufsausbildung und Bibelschulung.
Aleena berichtet: «Die Seminare, die ihr organisiert habt, waren sehr hilfreich. Ich habe gelernt, wie man auf Belästigungen reagiert, und ich habe grundlegende Fähigkeiten erhalten, um unsere jungen Leute zu ermutigen, nicht auf der Strasse zu bleiben. Ich habe auch Bibelverse gelernt und wie wir unsere Töchter und Söhne vor Kriminellen schützen können. Ich habe auch gelernt, inmitten des Leids zu singen. Das sind Fähigkeiten, die wir vorher nicht hatten. Ich habe eine Telefonnummer erhalten, an die ich mich wenden kann, wenn ich in Gefahr bin, und ich habe gelernt, wie man Menschen ermutigt, die wegen der Angriffe auf ihre Städte verzweifelt sind. Ich habe jetzt viele Fähigkeiten, um meinen Pastor in der Gemeinde zu unterstützen.»
«Viele Menschen sind gekommen, aber ihr seid geblieben, habt gebetet, habt uns Geschichten und Lieder beigebracht. Ich habe das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein».
Aleena*
Noch nicht ausser Gefahr
Während sie Gott dafür dankten, wie weit sie mit der Unterstützung unserer Partner gekommen sind, sind sie sich der Realität bewusst: Sie sind noch nicht ausser Gefahr.
«Wisst ihr, es kann wieder passieren», sagt Hameed. «Sie wissen, wo sie uns finden können. Wenn es dieses Jahr wieder passiert, wird es noch schlimmer sein», fügt Aleena hinzu.
Aleena ist eine von über 10'000 Christen, die von diesem tragischen Vorfall vom 16. August 2023 betroffen sind. Nach Angaben von Human Rights Focus Pakistan (HRFP) wurden in Jaranwala, Faisalabad, 19 Kirchen niedergebrannt und 89 christliche Häuser zerstört. Viele der betroffenen Gläubigen sind immer noch auf der Suche nach Arbeit und ihre Kinder gehen nicht zur Schule.
Beten wir weiterhin für die Menschen in Jaranwala, die auch ein Jahr später noch dabei sind, ihr Leben wieder aufzubauen.
*Namen aus Sicherheitsgründen geändert
Gebetsanliegen:
- Beten wir, dass Gott die Christen in Jaranwala beschützt und dass er ihnen hilft, ihr Vertrauen in ihn zu setzen. Es ist schwer, an einem Ort zu leben, an dem man nicht willkommen und anerkannt ist.
- Beten wir, dass die Regierung sich für unsere Brüder und Schwestern einsetzt. Möge Gott ihnen inmitten all der Ungerechtigkeit, die sie erleben, wahre Gerechtigkeit bringen.
- Beten wir, dass Gott das Herz der Verfolger verändert. Möge er einen Weg für unsere Brüder und Schwestern schaffen, damit sie wieder arbeiten, ihre Kinder zur Schule schicken und in Geschäften einkaufen können.